Bildungskonzept für geflüchtete Schüler*innen // Wegner: „Der Weg über Vorklassen ist der falsche!“

gestern wurde die Bildungskonzeption für geflüchtete Schüler*innen und die damit verbundene Einrichtung von Vorklassen ab dem Schuljahr 2023/2024 vorgestellt. Jutta Wegner, bildungspolitische Sprecherin, und Anne Shepley, Sprecherin für frühkindliche Bildung, bewerten das Konzept kritisch: 

Jutta Wegner:
„Mittlerweile wurden mehr als 4.000 Kinder direkt in die Schulklassen integriert und haben von Anfang an mit- und voneinander gelernt. Doch der jetzt geplante Weg über Vorklassen ist eindeutig der falsche. Wenn wir diese Kinder nicht als Chance sehen, sondern sie exkludieren, behindern wir die Integration und riskieren, dass viele Schüler*innen in Parallelwelten verloren gehen.

Das Problem an unseren Schulen ist größer, als dass wir es mit Separation lösen könnten und sollten. Es muss uns endlich gelingen, Inklusion zu leben! Dazu brauchen wir einen entsprechenden Ansatz, der die notwendigen Voraussetzungen an den Schulen schafft. Neben genügend Lehrkräften gehören dazu auch Schulsozialarbeiter*innen in ausreichender Zahl an allen Schulen und eine Schulfamilie, die Lehrkräfte von Aufgaben entlastet, um ihnen Raum für ihre Arbeit zu geben. 

Bildungsministerin Simone Oldenburg ist für ein insgesamt gelingendes Schulsystem verantwortlich. Dazu gehört auch, das landesweit bestehende Raumproblem zu lösen und dies auf die Kommunen abzuschieben. Seit März sind die steigenden Schüler*innenzahlen und die damit verbundenen Herausforderungen bekannt. Wieso hat das Bildungsministerium nicht gehandelt?“


Anne Shepley: 
„Schulische Bildung spielt eine elementare Rolle bei der Integration von Kindern und Jugendlichen. Indem wir neu ankommende Kinder in Vorklassen von ihren Altersgenoss*innen in der Schule trennen, eröffnen wir ein Zwei-Klassen-System und ziehen eine strukturelle Trennlinie zwischen ,den Kindern von hier‘ und ,den dazugekommenen Kindern‘. Das ist der denkbar schlechteste Start für ausländische junge Menschen in unserer Gesellschaft und ein großer Rückschritt für unsere integrativen Strukturen. 

Die UN-Kinderrechtskonvention regelt klar, dass alle Kinder unabhängig von ihrer Herkunft ein Recht auf gleiche Bildungschancen haben. Mit der Einführung der Vorklassen wird dieses Recht massiv beschnitten, da die Kinder überwiegend nur im Fach Deutsch unterrichtet werden. 

Bildungsministerin Oldenburg muss jetzt alles tun, damit wir schnellstmöglich zum bisher erfolgreich angewendeten Prinzip der Integration von Anfang an zurückkehren. Wir dürfen es nicht zulassen, dass Kinder mit Fluchtgeschichte zusätzlich benachteiligt und ausgegrenzt werden. Fachkräfte- und Raummangel rechtfertigen keine Benachteiligung von ausländischen Kindern und Jugendlichen!“

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