„Aus den Reihen der CDU-Fraktion kommt der Ruf nach einer ,Fleischpflicht‘. Ausgerechnet die konservativen Parlamentskolleg*innen stellen Forderungen nach Ernährungsvorgaben, etwas, das für sie normalerweise in die Kategorie ,Ideologie und Bevormundung‘ gehört.
„Essen ist politisch“
Zugleich behauptet die CDU-Fraktion, Politik habe auf dem Teller nichts zu suchen. Damit konterkariert sie nicht nur ihre eigene Antragsinitiative, sondern unterschlägt relevante Aspekte: Der Sektor Landwirtschaft und insbesondere die Tierhaltung zählen zu den größten Treibhausgasemittenten und stehen in diesem Ausmaß sämtlichen Klimaschutzzielen entgegen.
Mit rund 14 Prozent übergewichtiger Kinder in MV sind wir deutschlandweit traurige Spitze; unsere Schützlinge haben das größte Adipositasrisiko bundesweit. Dabei ist Übergewicht mit dem sozioökonomischen Status der Menschen und mit bestimmten Erkrankungen verbunden. Anders gesagt: Weil wir in MV so viele Menschen mit geringem Einkommen haben, haben wir auch ein Problem mit Übergewicht und gewichtsinduzierten Krankheiten. Deshalb ist Essen selbstverständlich politisch. Und deshalb müssen wir gerade in Kitas und Schulen für Chancengleichheit bei der Ernährung sorgen.
„Kulinarische Vorlieben Einzelner sollten kein Indikator sein“
Gerade hier kommen aber seit Jahrzehnten überwiegend fleisch- und fleischhaltige Speisen auf den Tisch. Diesen Fakt sollte auch die CDU-Fraktion kennen. Es besteht deshalb kein Bedarf für noch mehr Fleisch. Im Gegenteil: Es ist wissenschaftlicher Konsens, dass wir den Anteil pflanzlicher Lebensmittel signifikant erhöhen müssen. Die Deutsche Gesellschaft für Ernährung (DGE) gibt dies auch in ihrem Qualitätsstandard für Gemeinschaftsverpflegung vor. Im Sinne unserer Kinder sollte das der Indikator für die Speisepläne sein, nicht das Bauchgefühl oder die kulinarischen Vorlieben Einzelner.“